Eine magische Reise durch GemGenève 2025, Teil 1.
Einzutreten in die Welt der GemGenève 2025 fühlte sich an wie der Eintritt in eine verborgene Welt – eine, die vor Staunen, Geschichte und Kunstfertigkeit nur so strahlte. Die Luft schimmerte im Licht unzähliger Edelsteine, jeder mit seiner eigenen Geschichte und Seele. Von lebhaften Turmalinen über samtige Saphire bis hin zu seltenen Spinellen und zeitlosen Diamanten offenbarte die Messe die Schönheit der Erde in ihrer reinsten Form.
Einer der inspirierendsten Aspekte des Besuchs war die Art und Weise, wie die Ausstellung dazu anregte, die traditionelle Hierarchie der Edelsteine neu zu überdenken. Während Diamanten, Saphire, Rubine und Smaragde seit jeher als “Edelsteine“ gelten und andere als „Halbedelsteine“ bezeichnet werden, feierte GemGenève die aussergewöhnliche Schönheit und Seltenheit, die sich im gesamten Spektrum der Edelsteine finden lässt – und erinnerte uns daran, dass solche Kategorien der wahren Pracht der Natur oft nicht gerecht werden.
Zum Beispiel ein strahlend gelber Diamant mit über 10 Karat, der auf mehrere Millionen geschätzt wurde – seine Brillanz rief Bewunderung und Staunen hervor. Nicht weit davon entfernt leuchtete eine faszinierende Paraíba-Turmalin – technisch gesehen „halbedel“ – in elektrisierendem Blau und Grün. Sie ist in der Natur seltener als viele der sogenannten „echten“ Edelsteine und wurde mit über 200.000 Dollar pro Karat bewertet. Schönheit lässt sich eben nicht in Schubladen stecken.
Im Kern ist GemGenève eine Fachmesse. Der Grossteil der Aussteller verfolgt ein klares Ziel: handeln, verkaufen und aussergewöhnliche Steine erwerben. Ob Händler, die seltene Edelsteine an Sammler und Maisons anbieten, oder Juweliere, die ihre fertigen Kreationen potenziellen Käufern präsentieren – der Handel steht im Mittelpunkt der Messe. Mit der Lupe in der Hand werden Deals verhandelt, und Beziehungen entstehen durch gemeinsame Leidenschaft und gegenseitiges Vertrauen.
Die Vielfalt der Stände verlieh dem Erlebnis zusätzlichen Reichtum. Einige Aussteller konzentrierten sich ausschliesslich auf lose Steine – roh, facettiert oder geschnitzt – und boten ein Kaleidoskop an Farben und Qualitäten für Edelsteinjäger, Designer und Ateliers. Andere präsentierten vollständig gefertigte Schmuckstücke, in denen sich die Wunder der Natur mit feiner Handwerkskunst vereinten.
Ein wahres Highlight der Messe war die lebendige Präsenz visionärer Designer. Von traditionsreichen Häusern, die für ihre zeitlose Eleganz gefeiert werden, bis hin zu mutigen unabhängigen Künstlern, die die Sprache des Schmucks neu definieren – jeder brachte eine einzigartige und inspirierende künstlerische Stimme mit.
Maison Tabbah

Einblick in die künstlerische Welt des Hauses Tabbah: Ein Erbe der Eleganz
Eines der eindrucksvollsten Erlebnisse auf der diesjährigen GemGenève war unsere Begegnung mit der Maison Tabbah, einem traditionsreichen Haute-Joaillerie-Haus, das für seine exquisite Handwerkskunst und sein mehr generationenübergreifendes Erbe bekannt ist. In der eleganten Atmosphäre der Messe präsentierte sich Tabbah in einer Vitrine im Bereich von Horovitz and Totah mit lebendigen Schmuckstücken, feinen Details und einer leisen Selbstsicherheit – ein wahres Spiegelbild der Markenidentität. Wir hatten das Vergnügen, von Annalisa Tabbah empfangen zu werden, einem Familienmitglied in sechster Generation und ausgebildete Gemmologin, die mit grosser Offenheit ihre Leidenschaft und die Philosophie des Hauses mit uns teilte.
Von Beirut in die Welt: Handwerkliche Exzellenz
Mit Wurzeln in Beirut gehört Tabbah zu den ältesten noch aktiven familiengeführten Schmuckhäusern der Welt. Wie Annalisa erklärte, wird jedes Schmuckstück vollständig im eigenen Haus gefertigt – von der Goldschmiedekunst bis zum Nachschleifen der Steine – was höchste Qualität und ein besonderes Augenmerk für Details garantiert. „Alles ist handgemacht“, sagte sie, während sie auf die Rückseite eines zarten Blumenarmbands zeigte. „Man sieht es – selbst von hinten ist die Handwerkskunst sichtbar.“
Das Atelier verwendet eine eigene Legierung, die den Kreationen ihre unverkennbare Farbe und Qualität verleiht. Diese präzise Metallmischung ist Teil des Markenzeichens. Zudem übernimmt das Haus die sorgfältige Auswahl von Diamanten und Farbsteinen aus internationalen Märkten. „Wir machen keine Kompromisse bei der Qualität“, betonte Annalisa. „Nur die allerbeste Qualität.“
Eine Symphonie aus Steinen und Geschichten
Unter den ausgestellten Stücken stach ein Armband besonders hervor: eine Kombination aus Diamanten, Perlmutt, Smaragden, Saphiren, Rubinen und Onyx. Annalisa erklärte uns das Design im Detail und zeigte, wie das Perlmutt kunstvoll zwischen die floralen Motive eingefügt wurde – was dem Stück einen sanften, irisierenden Glanz verleiht. „Es ist sehr Art Déco“, merkte sie an, „aber gleichzeitig auch angenehm zu tragen – sehr hautfreundlich.“
Ein weiteres Highlight war der Emerald Drop, ein wandelbarer Sautoir mit Diamanten, einem schwarzen Jaderöhrchen und einem markanten Smaragdanhänger von 19,10 Karat. Das modulare Design erlaubt es, den Smaragd abzunehmen und das Schmuckstück vielseitig zu tragen – ein Ausdruck moderner Luxusästhetik und durchdachter Handwerkskunst.
Das Herzstück jedoch war eine Halskette aus Roségold und Aquamarin in Herzform, ausgestattet mit einem unsichtbaren Verschluss, der in einem goldenen Herzmotiv verborgen liegt. Diese raffinierte technische Innovation, gepaart mit Romantik und Symbolik, steht beispielhaft für Tabbahs Stärke: Emotion, Erbe und Design in zeitlosen Schmuck zu verwandeln.
Frauen, Handwerk und Familientradition
Annalisas Rolle als Gemmologin schlägt die Brücke zwischen der kreativen Vision ihres Vaters Nagib Tabbah, der viele der ikonischen Kollektionen entwirft, und ihres Grossvaters Nabil Tabbah, einer bedeutenden Persönlichkeit in der Welt der Edelsteine. Drei Generationen bilden zusammen einen lebendigen Dialog zwischen Tradition, Innovation und Expertise. „Sie sagen mir, was sie brauchen, und ich mache mich auf die Suche“, sagte Annalisa lächelnd. Ob sie Morganit in Afrika sucht oder seltene Schliffe in Antwerpen – ihr Beitrag ist entscheidend für die Qualität der Marke.
Die Kundschaft, erklärte sie, sei international und anspruchsvoll, mit einer besonderen Affinität von Frauen aus dem Nahen Osten, die die Handwerkskunst und das Designverständnis von Tabbah besonders schätzen. „Das sind einzigartige Stücke“, sagte sie. „Jedes hat seine Geschichte – und findet seinen passenden Menschen.“
Eine leise Grösse in der Haute Joaillerie
Im Gegensatz zu einigen Häusern, die stark auf Sichtbarkeit setzen, strahlt Tabbah eine stille Eleganz aus. „Wir reden nicht viel“, gab Annalisa zu, „wir lassen die Stücke für sich sprechen.“ Und das taten sie – jedes Schmuckstück nicht nur strahlend schön, sondern auch tief verwurzelt im familiären Erbe.
Als unser Besuch zu Ende ging, wurde klar: Tabbah ist mehr als ein Schmuckhaus – es ist eine Familie, eine Geschichte und vor allem eine Philosophie dauerhafter Eleganz, die über Generationen weitergegeben wird. Wir danken Annalisa herzlich für ihre Zeit und Grosszügigkeit und freuen uns, ihre Kreationen durch diesen Artikel ins Rampenlicht zu rücken.
Miranda Group & Co.

Ein familiengeführtes Erbe, verwurzelt in Farbsteinen
Auf der GemGenève 2025 bot Miranda Group & Co. einen lebendigen Kontrast zur Welt der traditionellen Haute Joaillerie. Vor über 15 Jahren gegründet und mit Sitz in Hongkong, hat sich dieses familiengeführte Unternehmen durch seine tiefe Hingabe an Farbsteine einen Namen gemacht – oft als „Halbedelsteine“ bezeichnet, obwohl ihre Qualität und Seltenheit der sogenannter „Edelsteine“ häufig in nichts nachsteht. Wir wurden herzlich vom Team empfangen, dessen Leidenschaft und Fachwissen jede einzelne Edelstein zum Leben erweckte und unseren Besuch zu einem Moment echter Verbindung und Entdeckung machte.
Meister der Farbe, des Handwerks und des Schliffs
Miranda Group ist auf Aquamarine, Rubellite, Morganite und die außergewöhnliche Paraíba-Turmaline spezialisiert – bekannt für ihre elektrisierenden Farben und ihre Seltenheit. Ihre Lieferkette ist teilweise integriert, einige der Steine stammen aus eigenen Minen. Alle Edelsteine werden in der hauseigenen Werkstatt in Shenzhen geschliffen, wo sich die Produktion in den letzten zehn Jahren von Massenanfertigung hin zu präzisem, handwerklichem Feinschliff entwickelt hat. Jeder Stein wird individuell begutachtet und geschliffen, um seine Brillanz, Klarheit und Farbsättigung zu maximieren.
Ihre Aquamarine – insbesondere jene aus der Santa-Maria-Mine in Brasilien – stachen durch ihre Farbtiefe und Reinheit hervor. Ebenso beeindruckend war ihre Auswahl an Paraíba-Turmalinen, sowohl in Bezug auf Qualität als auch auf die Geschichten, die sie erzählen.
Jenseits von Definitionen: Eine Philosophie des wahren Wertes
Bei Miranda Group werden traditionelle Klassifizierungen subtil, aber entschieden neu gedacht. „Wie kann ein Smaragd, der 50.000 Dollar pro Karat kostet, als ‚edel‘ gelten, während ein Paraíba-Turmalin, der mit 200.000 Dollar pro Karat bewertet wird, es nicht ist?“ Für sie liegt der wahre Wert nicht in veralteten Bezeichnungen, sondern in Seltenheit, Intensität und dem handwerklichen Können, das die volle Schönheit eines Steins zum Vorschein bringt. Ihr Ansatz lädt die Branche ein, Farbsteine in einem inklusiveren und zeitgemäßeren Licht zu sehen – einem, das sowohl den Realitäten des Marktes als auch der künstlerischen Exzellenz gerecht wird.
Gelegentlicher Schmuck, stets maßgeschneidert
Auch wenn ihr Kerngeschäft im Handel mit losen Steinen liegt, fertigt Miranda Group gelegentlich maßgeschneiderte Schmuckstücke für Kunden an. Zwar ist dies nicht ihr Hauptgeschäftsfeld, doch wenn ein Kunde eine besondere Verbindung zu einem Stein entwickelt, sind sie gerne bereit, daraus ein einzigartiges Stück zu kreieren. Diese Unikate entstehen in Zusammenarbeit mit vertrauenswürdigen Partnern in Hongkongs Kunsthandwerksateliers und richten sich an Sammler, die sowohl den Stein als auch seine Geschichte schätzen.
Internationale Präsenz mit Sammlerblick
Miranda Group stellt regelmäßig in Hongkong, den USA, Dubai und Europa aus – GemGenève ist dabei ein zentraler Treffpunkt für internationale Sammler und Fachleute der Branche. Ihre Marketingstrategie ist bewusst zurückhaltend – der Fokus liegt auf Messen und Mundpropaganda – doch ihre Präsenz in den sozialen Medien, insbesondere auf Instagram, wächst stetig. Dort sprechen die Steine für sich selbst.
Eine inspirierende Begegnung
Unser Besuch am Stand von Miranda Group & Co. auf der GemGenève 2025 war ein echtes Highlight. Ihre Hingabe an die Kunst des Edelsteinschliffs, ihre reflektierte Philosophie und die natürliche Schönheit ihrer Steine hinterließen einen bleibenden Eindruck. Ob Designer, Sammler oder einfach Liebhaber seltener Edelsteine – ihre Kreationen laden dazu ein, den Wert von Farbe, Handwerk und Authentizität neu zu entdecken.
Scarselli Diamonds

Ein Erbe farbenprächtiger Brillanz
Auf der GemGenève 2025 hatten wir das Vergnügen, den prestigeträchtigen Stand von Scarselli Diamonds zu besuchen, wo wir herzlich von Davide Scarselli empfangen wurden. Davide führte uns persönlich in die Welt des traditionsreichen Familienunternehmens ein und nahm uns mit auf eine Reise durch ein Erbe, das seit fast siebzig Jahren die Exzellenz im Bereich farbiger Diamanten definiert.
Der Höhepunkt unseres Besuchs war der atemberaubende Verlobungsring mit einem 40-Karat Fancy Intense Yellow Diamond. Eingefasst in ein zartes, aber zugleich kraftvolles Design, das die pure Brillanz des Steins betont, strahlte das Stück zeitlose Eleganz aus. Es war eine seltene Gelegenheit, einen Edelstein dieser Klasse zu sehen – außergewöhnlich rein, intensiv in der Farbe und meisterhaft geschliffen, um sein Feuer und seine Präsenz maximal zur Geltung zu bringen.
Italienische Wurzeln, weltweites Prestige
Gegründet 1957 in Florenz, hat sich Scarselli Diamonds zu einem internationalen Marktführer für seltene farbige Diamanten entwickelt. Im Jahr 1978 verlegte das Unternehmen seinen Sitz nach New York, wo sich bis heute der Hauptsitz befindet. Mit zusätzlichen Niederlassungen in Hongkong, Shanghai und Shenzhen genießt der Name Scarselli weltweite Anerkennung und betreut Sammler und Kenner außergewöhnlicher Edelsteine auf allen Kontinenten.
Pioniere für farbige Diamanten
Scarselli ist spezialisiert auf natürliche farbige Diamanten, insbesondere in Gelb-, Rosa-, Rot- und Blautönen, sowie auf klassische farblose Diamanten und erlesene Smaragde, Saphire und Rubine. Der Einfluss des Hauses reicht über den Einzelhandel hinaus – ihre Schmuckstücke sind auch in der Kunst- und Kulturszene anerkannt. Scarselli war eines der ersten Diamanthäuser, dessen Kollektion in ein Museum aufgenommen wurde – ein symbolischer Brückenschlag zwischen Haute Joaillerie und künstlerischem Erbe.
Das Vermächtnis des Aurora Green
Einer der bedeutendsten Meilensteine von Scarselli war der Besitz des Aurora Green Diamond, des größten jemals versteigerten lebhaft grünen Diamanten. Dieser historische Stein wurde im Mai 2016 bei Christie’s für 16,8 Millionen US-Dollar verkauft – ein Rekordpreis von 3,3 Millionen US-Dollar pro Karat. Er wurde von Chow Tai Fook, einer führenden chinesischen Juweliermarke, erworben und festigte damit Scarsellis Stellung an der Spitze der Edelsteinkunst.
Ein unvergessliches Treffen
Unser Gespräch mit Davide Scarselli war auch ein Einblick in die unerschütterliche Leidenschaft einer Familie für Perfektion. Bei Scarselli erzählt jeder Edelstein eine Geschichte – und durch ihre weltweit bewunderten Kollektionen strahlen diese Geschichten weiter mit außergewöhnlicher Brillanz.
Village des Designers – Armenian Designers, AJA

Im Herzen des Village des Designers versammelte die Armenian Jewelers Association (AJA) eine beeindruckende Auswahl an Designern, die die Stärke, Symbolik und Seele des armenischen Kunsthandwerks verkörpern. Unter der Leitung von Präsidentin Ivette Nersesyan-Stephanopoulos brachte die AJA außergewöhnliche armenische Talente, Gewinner des AJA Designwettbewerbs und Mitglieder der Diaspora zusammen, um eine eindrucksvolle Vision von Schmuck als kultureller Ausdrucksform zu präsentieren.
Armen Shahinyan – Symbolik und skulpturale Innovation bei UHI Jewelry
Armen Shahinyan brachte eine mutige und tief ausdrucksstarke Perspektive in das armenische Designer-Pavillon. Bekannt für seine Verschmelzung alter Symbolik mit modernem Design, erzählen seine Werke kraftvolle Geschichten, die in der armenischen Kultur verwurzelt sind. Besonders hervorstach sein Stück „Mermaid“, ein gewagter und fantasievoller Ohrschmuck, der sich um das Ohr windet und elegant auf dem Kopf weiterläuft. Gefertigt aus Titan und verziert mit Perlen, ist das Design von der Mystik des Meeres und der sagenumwobenen Meerjungfrau inspiriert. Die Kreation ist leicht und dennoch strukturell anspruchsvoll – ein tragbares Kunstwerk, das traditionelle Schmuckgrenzen überwindet und Shahinyans Innovationsgeist widerspiegelt.
Vasken Melikian – Vom Radchampion zum visionären Goldschmied
Vasken Melikian, armenisch-libanesischer Herkunft und eingebürgerter Amerikaner, hat einen außergewöhnlichen Lebensweg hinter sich. Einst Radrennmeister, kanalisiert er heute Disziplin, Bewegung und seinen Wettkampfgeist in seine Schmuckkreationen. Zwei besondere Objekte stellte er aus:
Das „Gold Bicycle“, aus 18-karätigem Gelbgold, ist eine Hommage an seine sportliche Vergangenheit. Es fängt die Essenz von Bewegung, Balance und Präzision ein – sowohl technisches Meisterwerk als auch emotionales Symbol seiner Lebensreise.
Der „Hookah“, eine luxuriöse Miniaturversion der traditionellen Shisha, neu interpretiert als kulturell aufgeladenes Designobjekt. Ebenfalls in 18-karätigem Gelbgold gefertigt, ist es mit Saphiren (symbolisierend die Kohle) und mit Diamanten besetztem Rand versehen – ein markantes Zusammenspiel von Ornamentik und kultureller Referenz.
Mike Saatji – Skulpturale Meisterschaft und avantgardistische Eleganz
Obwohl Mike Saatji persönlich nicht auf der GemGenève 2025 anwesend war, präsentierte ein Vertreter der AJA stolz eines seiner neuesten Werke – ein Einblick in seine außergewöhnliche kreative Welt. Das ausgestellte Stück, das „Petali Bracelet“, steht exemplarisch für Saatjis Handschrift: Innovation und Raffinesse. In sieben Monaten gefertigt, vereint das Unikat 18-karätiges SMO-Gold, florale Elemente aus Titan und weiße Diamanten. Die integrierten Spannketten verleihen dem Armreif eine technische und zeitgemäße Note. Die Komposition balanciert Stärke und Eleganz und erinnert durch ihre skulpturale Form zugleich an Zerbrechlichkeit und kühne Raffinesse.
Karen Hovhannisyan – Feines Erbe bei Fakejian Jewelry
Als leitender Designer bei Fakejian Jewelry in Armenien bringt Karen Hovhannisyan eine poetische und introspektive Dimension ins Pavillon. Seine Werke verbinden armenische Handwerkskunst mit symbolträchtiger Erzählung – Schmuck, der sowohl ästhetisch als auch emotional berührt. Herausragend war der „Ostrich Ring“, ein durchdachtes Design, das zur Selbstreflexion anregt. Aus 14-karätigem Gold gefertigt, zeigt der Ring pavégefasste Diamanten in unterschiedlichen Größen entlang des Schwanzes, ein leuchtender Rubin im Zentrum und schwarze Diamanten als Augen – ein ausdrucksstarker Kontrast. Der Ring ist mehr als ein elegantes Accessoire: Er ist eine Metapher. Um unseren wahren Wert zu erkennen, müssen wir manchmal Abstand nehmen. Ein Stück über persönliches Wachstum, Resilienz und die stille Kraft der Selbstbeobachtung – typische Merkmale von Hovhannisyan’s bedeutungsvoller Designphilosophie.
Vladimir Manukyan – Opulenz und Dramatik aus Jerewan
Vladimir Manukyan, Gründer des gleichnamigen Schmuckhauses in Jerewan, ist bekannt für seine dramatischen und opulenten Kreationen, die historische Anklänge mit luxuriösem Kunsthandwerk vereinen. Seine Präsenz im armenischen Pavillon verlieh dem Auftritt eine erhabene Note. Besonders eindrucksvoll war das „Geghard-Inspired Bracelet“, inspiriert von der heiligen Geghard-Lanze – einem christlichen Relikt, das im Mutterhaus von Etschmiadsin aufbewahrt wird. Aus Gold gefertigt, transformiert das Armband dieses uralte Glaubenssymbol in ein tragbares Zeichen spiritueller Stärke und nationaler Identität. Manukyan interpretiert die martialische Essenz der Lanze mit Eleganz und Feingefühl – eine Hommage an das armenische Erbe, stilvoll und modern umgesetzt.
Eine lebendige Brücke zwischen Generationen und Grenzen
Das armenische Designer-Pavillon war mehr als nur eine Ausstellung – es war eine Feier der Identität, des Erbes und der Vorstellungskraft. Ob durch fein gearbeitete Ringe, symbolträchtige Skulpturen oder kühne künstlerische Statements: Jeder Designer gewährte einen Einblick in den bleibenden Beitrag Armeniens zur Welt des Schmuckdesigns.
Laura Inghirami x GemGenève

Eine visionäre Zusammenarbeit
Zu den fesselndsten und zukunftsweisendsten Ausstellungen der neunten Ausgabe von GemGenève gehörte das Sonderprojekt „Laura Inghirami x GemGenève“. Kuratiert von Laura Inghirami – ausgezeichnet als Forbes Under 30 und Gründerin von Donna Jewel – stellte diese Initiative die frische Perspektive und den innovativen Geist einer neuen Generation von Schmuckdesigner:innen in den Mittelpunkt. In Zusammenarbeit mit zwei führenden italienischen Designschulen, der Galdus-Schule in Mailand und der TADS – Tarì Design School, vereinte das Projekt junge Talente unter einer gemeinsamen Vision.
Schmuck als Spiegel zukünftiger Werte
Unter dem Titel „Jewels from the Future“ waren die Studierenden eingeladen, nicht nur Form und Technik zu erforschen, sondern auch die sich wandelnden Werte, die Schmuck in einer sich verändernden Welt verkörpern sollte. Themen wie Nachhaltigkeit, Identität, Storytelling und emotionale Tiefe standen im Zentrum. Das Ergebnis war eine Kollektion einzigartiger, visionärer Stücke, die Handwerkskunst, Ethik und konzeptionelle Stärke miteinander vereinen.
Eine Ausstellung mit Wirkung
Was diese Präsentation besonders machte, war nicht nur die ästhetische Qualität der Kreationen, sondern vor allem die Botschaft dahinter – dass Schmuck eine künstlerische und kulturelle Ausdrucksform ist und es auch bleiben muss. Die mutigen und durchdachten Designs zeugten von einer Reife, die das Alter der Studierenden weit übertraf, und von einer echten Leidenschaft für die Zukunft ihres Handwerks.
Sprungbrett für die Designer:innen von morgen
Dieses Debüt war mehr als vielversprechend – es war ein echtes Sprungbrett. Die ausgestellten Werke strahlten Potenzial aus und ließen erahnen, dass unter diesen jungen Talenten vielleicht bereits die zukünftigen führenden Stimmen der High-End-Juwelierskunst zu finden sind – und die kommenden Protagonist:innen der GemGenève selbst.
Jean Boghossian

Jean Boghossian: Ein zweites Leben aus kostbarer Flamme und Stein
Eine der bewegendsten Begegnungen auf der GemGenève 2025 war die mit dem Künstler Jean Boghossian – einer außergewöhnlichen Persönlichkeit, deren kreativer Weg die Welten der Haute Joaillerie und der zeitgenössischen Kunst miteinander verbindet. Vor seinen ausdrucksstarken Werken stehend, hatten wir das Privileg, direkt vom Künstler selbst über die persönlichen und symbolischen Ebenen seiner Ausstellung zu erfahren.
„Second Life, Precious Stone, Precious Flame“
(Ein zweites Leben, kostbarer Stein, kostbare Flamme)
„Ich fühle mich wirklich geehrt, auf der GEM Genève ausstellen zu dürfen“, erzählte uns Jean, sichtlich bewegt. „Früher war ich Edelsteinhändler und dann Juwelier. Natürlich habe ich das Geschäft meinem Bruder und meinen Söhnen übergeben und beschlossen, Künstler zu werden.“ Mit tief verwurzelten familiären Wurzeln in der Welt der Schmuckkunst schlug Jean einen mutigen neuen Weg ein, indem er sich der Kunst widmete und vierzehn Jahre lang an der Académie des Beaux-Arts und der Zweiten Akademie in Brüssel studierte.
Sein Stand auf der GemGenève zeigt diese künstlerische Transformation durch die Ausstellung „Second Life, Precious Stone, Precious Flame“.
„Second Life steht für mein Leben als Künstler“, erklärte er. „Precious Flame repräsentiert meine Leidenschaft für die Kunst. Ich arbeite auch mit Feuer auf Metall und Keramik – die Flamme ist zentral für mein Werk.“ Tatsächlich ist das Feuer nicht nur ein Mittel, sondern eine Hauptfigur in Boghossians Schaffen. Seine charakteristischen „Feuermalereien“ bestehen aus dem kontrollierten Verbrennen, Versengen und Verrauchen von Oberflächen – eine Methode, durch Zerstörung rohe Schönheit freizulegen.
Kunst und Edelstein im Dialog
Jean integriert in seine Werke häufig ungenutzte Edelsteine aus seiner Zeit als Juwelier – ein poetischer Dialog zwischen den wertvollen Materialien seiner Vergangenheit und den expressiven Formen seiner Gegenwart. „Ich versuche, die Steine, die ich nicht in der Schmuckherstellung verwendet habe, in die Kunst zu integrieren und so einen Dialog zwischen Kunst und Edelstein zu schaffen“, sagte er. Besonders deutlich wird diese Verschmelzung in dem Werk „Precious Stone“, einer mobilen Skulptur, die an eine Galerie in Bewegung erinnert – mit durchscheinenden Fragmenten, die sowohl an Edelsteinschliffe als auch an abstrakte Landschaften erinnern.
Von antiken Schriften zur abstrakten Flamme
Ein weiteres herausragendes Werk ist „Abstract Writing“, eine verbrannte Leinwand, in der Rauch und Pigmente an antike Schriften erinnern. „Es wirkt wie ein Text, der aus ägyptischer oder mesopotamischer Zeit stammen könnte“, erklärt Jean. „Es sieht aus wie eine verbrannte Inschrift – der Betrachter entscheidet, was er darin lesen und sehen möchte.“ Das Werk lädt zur persönlichen Interpretation ein – es vereint Geschichte, Erinnerung und Vorstellungskraft auf einer verkohlten, poetischen Oberfläche.
Ein transformiertes Erbe
Jean Boghossians Präsenz auf der GemGenève war weit mehr als eine Ausstellung – sie war ein lebendiges Zeugnis für Erneuerung. Vom familiären Erbe der Haute Joaillerie bis hin zu seinem persönlichen künstlerischen Ausdruck mit Flamme, Pigment und Stein verkörpert er eine seltene Verschmelzung von handwerklicher Meisterschaft und künstlerischer Freiheit. In einer Messe, die dem ewigen Glanz der Edelsteine gewidmet ist, brachte seine Kunst eine vergängliche – und dennoch ebenso kostbare – Art von Funken zum Leuchten.
Visit to Gem & Jewel Book Collectors

Im Herzen der lebendigen Präsentation von Farbe, Handwerkskunst und Kreativität auf der GemGenève entdeckten wir einen ruhigeren Schatz: den Stand der Gem & Jewel Book Collectors. Diese Oase aus Kultur und Geschichte zog uns mit ihrer eleganten Präsentation seltener Publikationen, antiker Kataloge und zeitgenössischer Meisterwerke der gemmologischen Literatur sofort in ihren Bann.
Wir hatten das Vergnügen, Herbert Horowitz und Christophe Dubois kennenzulernen, zwei leidenschaftliche Hüter dieser literarischen Sammlung. Ihr Stand ist weit mehr als eine Verkaufsecke – er ist ein kuratiertes Refugium für all jene, die die tieferliegenden Geschichten hinter der Welt der Edelsteine und der Schmuckkunst zu schätzen wissen.
Bücher als Zeitkapseln
Von vergriffenen Auktionskatalogen bis hin zu reich illustrierten Abhandlungen über königliche Sammlungen spiegelt die Auswahl Jahrzehnte an Hingabe und Fachwissen wider. Ob Gemmologe, Designer, Historiker oder Sammler – jedes Buch eröffnet ein Fenster zu vergangenen Epochen und zur Entwicklung der Schmuckkunst. Herbert und Christophe teilten großzügig ihr Wissen und erzählten mit Begeisterung von der Herkunft und Bedeutung vieler ausgestellter Werke.
Ein besonders bemerkenswerter Beitrag ist Herberts Mitwirkung an der Neuauflage von La Toison d’Or (The Golden Fleece), einem bedeutenden Werk, das dem legendären Juwel gewidmet ist, das für König Ludwig XV. von Frankreich geschaffen wurde. Dieses außergewöhnliche Schmuckstück, reich an Symbolik und Geschichte, wurde in detaillierter Erzählung und mit eindrucksvoller Bildsprache rekonstruiert – und bewahrt so die Geschichte eines Meisterwerks, das Historiker, Juweliere und Königshäuser gleichermaßen fasziniert.
Eine Nische mit wachsender Anziehungskraft
Das erneute Interesse an Handwerkskunst und Kennerkultur hat den Wert dieser Bücher gesteigert – nicht nur als Nachschlagewerke, sondern auch als eigenständige Sammlerstücke. Wie Christophe treffend bemerkte: „Bücher sind dauerhaft – genau wie Edelsteine. Sie bewahren Wissen, das nicht mit Trends verblasst.“
Für all jene, die ihr Verständnis der Gemmologie vertiefen oder einfach den ästhetischen Reichtum historischer Schmuckpublikationen genießen möchten, ist ein Besuch bei den Gem & Jewel Book Collectors ein inspirierender Abstecher in das geistige Erbe der Branche.